Wie erarbeite ich mir einen fremden Platz

You are currently viewing Wie erarbeite ich mir einen fremden Platz

Zuerst einmal ist es wichtig zu klären, ob man einen fremden/neuen Platz nur „just for fun“ spielt und das Ergebnis unwichtig ist oder ob es doch darum geht, eine möglichst gute Runde zu spielen. 

Oder handelt es sich womöglich um eine Übungsrunde für ein Turnier oder ein Ligaspiel? 

Sollte es sich um eine Spaß-Runde handeln und hat man wirklich gar kein Interesse am Score für den Tag, dann kann man sich getrost ein bisschen Mühe sparen.

Für alle anderen Fälle findet ihr im Folgenden einen Leitfaden, den ihr benutzen könnt, der euch helfen soll und vielleicht den ein oder anderen Schlag spart. 

Vor der Runde:

Wenn wirklich großes Interesse daran besteht, sich möglichst gut auf den Platz vorzubereiten, findet man meist online eine Übersicht über den Platz und/oder die einzelnen Löcher. Hierbei kann man schon ganz gut erahnen, welche Gegebenheiten man vorfinden könnte. 

Ist es ein enger Platz, vielleicht im Wald? Oder doch eher eine „offene Wiese“? Gibt es viele Hindernisse (Wasser/Penalty Areas und Bunker), sind Bahnen dabei auf denen man möglicherweise Doglegs abkürzen kann? Wie lang ist der Platz im Allgemeinen? 

Mit all diesen Informationen kann man schon sehr viel anfangen. Hat man mehr als 14 Schläger zur Auswahl, z.B. ein flach fliegendes Eisen 3 und ein hoch fliegendes Hybrid 3/ Holz 7, kann man hier schon eine Entscheidung treffen, welcher der genannten Schläger eher ins Bag sollte. 

Vor Ort angekommen gibt es in vielen Clubs auch ein vernünftiges Yardage Book, dass es sich auf jeden Fall lohnt zu kaufen, wenn zum Beispiel die Tafeln am Tee mit wenig Informationen bedruckt sind. 

Im Yardage Book selbst kann man sich auch kleine Notizen machen, die man beim spielen einer Runde sammelt, um sie entweder im Turnier zu nutzen oder für das nächste Mal wieder in Erinnerung zu rufen. 

Auf dem Platz:

Hier gehe ich für meinen Teil immer relativ stringent über die Spielbahnen und versuche mir schrittweise einen „Game-Plan“ zurecht zu legen. 

Par 3‘s: 

Hier ist die Herangehensweise relativ simpel.

Ich gucke mir an, ob und welche Hindernisse im Spiel sind und inwiefern sie den Schlag beeinträchtigen. Einem kleinen Bachlauf kurz hinter dem Abschlag sollte man keine Aufmerksamkeit schenken, einem Grünbunker unmittelbar vor der vorderen Grünkante allerdings schon. 

Auf Grundlage der gegebenen Hindernisse entscheide ich, welcher „Miss“ im Falle eines Fehlschlags (Ja, der passiert uns allen) der Beste ist, sprich von wo aus ich am einfachsten einen guten Score erreichen kann. 

Sollte ein Grün von vielen Bunkern umgeben sein, macht es vor allem auf längeren Par 3‘s manchmal Sinn, einen Schlag für maximal vordere Grünkante zu spielen, um den meist ungeliebten Bunkern aus dem Weg zu gehen und sich mit einem „easy“ Chip die Möglichkeit aufs Par zu erarbeiten. 

Steht eine Fahne in einer Ecke des Grüns, beispielsweise ganz links und keine 10m daneben lauert das Wasser, kann man auch getrost mal die rechte Grünhälfte anvisieren… Ob‘s im Ergebnis klappt, dafür kann keiner garantieren. Allerdings sollte mit unserem gemeinsamen Golf Fitting der Grundstein dafür gelegt worden sein. 

Par 4‘s/Par 5‘s

Hier muss ich vom Tee eine Entscheidung treffen. Spiele ich aggressiv mit dem Driver, gebe mir so ein Wedge ins Grün und damit ein mögliches Birdie? Habe ich auf dem Par 5 vielleicht sogar die Chance mit 2 Schlägen auf dem Grün zu sein? 

Oder spiele ich konservativ und habe nur einen unwahrscheinlichen Birdie-Putt, kann aber mit dem Par auch gut leben? 

So denkt der Profi, so kann allerdings auch der Amateur denken, wenn er sich seiner Stärken und Schwächen bewusst ist. 

Vom Tee wollen wir erst einmal gucken, was denn der beste Schläger ist. Womit minimieren wir das Risiko, wie umgehen wir Hindernisse, wie zum Beispiel Penalty Areas?

Ist ein tiefer Fairwaybunker in der Drivezone oder gar ein Wasserhindernis, ist es häufig ratsam, sich mit einem Holz 3 oder gar einem noch kürzeren Schläger vom Abschlag zu begnügen, denn ob man es glaubt oder nicht, über einen langen Zeitraum gesehen spielt man meist das bessere Ergebnis mit der konservativen Strategie. (Wenn wirklich ein Hindernis zu Problemen oder Strafschlah führen kann).

Natürlich wird der Schlag ins Grün dann länger, aber auch deutlich entspannter. 

Denn wenn man nach einem Strafschlag noch aus 140m Richtung Grün muss und im Hinterkopf schon der Gedanke kommt „Was, wenn der jetzt nicht passt, dann wird’s mindestens das Bogey“, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass man einen super Schlag macht. Hingegen kann der mit dem Holz abgelegte Ball entspannt Richtung Grün, vielleicht auf die favorisierte Pitch-/Chipdistanz gelegt werden und dann ums Par gekämpft werden! 

In Proberunden macht es Sinn, mehrere Bälle vom Abschlag zu spielen, wenn nicht glasklar ist, welcher Schläger vom Tee der richtige sein könnte. (Bitte keine Driving Range eröffnen!!) 

Manchmal hat man Doglegs, die auf den ersten Blick danach aussehen, als könne man nur bis in den Knick spielen und müsste dann noch weit ins Grün schlagen, bis dann der Lokalmatador abkürzt und nur noch einen kleinen Pitch hat. 

Also immer mal wieder was ausprobieren, auch wenn es auf Kosten eines Balls ist. Den gibt’s bei der nächsten Siegerehrung dann doppelt und dreifach zurück! 

In die Grüns gehe ich ähnlich vor wie auf den Par 3‘s, ich suche bei schwierigen Fahnenpositionen nach dem „besten Miss“, der vor allem dann interessant wird, wenn ich nicht ideal auf dem Fairway liege und mit vorhersehbaren Schlägen rechnen kann, wie zum Beispiel aus dichtem Semi Rough, Fairwaybunkern oder schlimmerem. 

Auf den Grüns:

Der Ort, wo wahrscheinlich die meisten Schläge unnötig hergegeben werden…

Was mir häufig auffällt ist, dass es grundsätzlich keine Idee gibt, in welche ein Grün als Ganzes hängen könnte. Manchmal ist es offensichtlich, aber häufig nicht wirklich erkennbar. Doch es gibt einige Indikatoren, aus denen man Schlussfolgern kann. 

Spielt man in der Nähe des Meeres, so läuft der Ball grundsätzlich schneller, wenn man Richtung Meer/Wasser puttet. Genauso ist es mit Wasserhindernissen auf dem Golfplatz. Es ist so gut wie immer zu erkennen, dass das Gras Richtung Wasser wächst, man somit mit dem „Grain“ (Wuchsrichtung) spielt und dadurch der Ball schneller als vorher angenommen wird. 

Ähnlich verhält es sich, wenn es hügelig wird. Das Gras Wächst und der Ball rollt immer in Richtung des tiefsten Tals. 

Wenn man nur mit den Informationen sich ein Grün anguckt und die Puttlinien liest, dann sollte es auf dem Grün schon um einiges leichter werden, vor allem, wenn es fremde Grüns sind! 

Nach der Runde:

Abschließend sollte man sich nach der Runde fünf Minuten Zeit nehmen und den Tag Revue passieren lassen. Was sind Besonderheiten des Platzes? Gibt es Spielbahnen, die besonders tricky sind? Wenn ja, wie kann ich die am besten meistern? 

Auch ein Blick in die Notizen kann helfen und sich erinnern lassen, wo die Schwierigkeiten waren. 

Abschließend lässt sich festhalten, dass es ein wenig Planung bedarf und eine Menge an Aufmerksamkeit braucht, wenn man sich einen Golfplatz erschließen möchte. Das ist aber alles Übungssache! 

Manchmal hilft es konservativ zu spielen und vielleicht nur das Bogey mitzunehmen, aber wenn man auf 18 Loch die ganz hohen Nummern/Striche vermeiden kann, hat man meist sehr viel Spaß und ein gutes Ergebnis. Bei allem Strategie-Spiel möchte ich euch aber dennoch dazu anhalten, das zu machen, was euch Spaß macht. Und was macht am meisten Spaß? Ein glatt getroffener Drive! Wenn ihr euch danach fühlt, haut den Driver, geht auf Birdiejagd! Allerdings fühlt sich ein glattes langes Eisen auch echt gut an 😉

Euer Team Clubfixx